Jeder
Sonnenfreund hat mit einem Problem zu kämpfen, wenn er bei klarem Himmel die
Sonne beobachtet oder sogar fotografiert. Wenn die Temperaturen steigen und die
Sonne hoch im Zenit steht, bringt der klare Himmel auch eine Menge an
Wärmestrahlung mit sich. Der Beobachter kann sich mit einem praktischen Hut mit
breiter Krempe schützen und bei zu starker Überhitzung ein kühles Getränk zu
sich nehmen. Das Sonnenteleskop hingegen, wird im Einsatz stetig durch die
Wärmestrahlung der Sonne aufgeheizt und eine Abkühlung ist nicht ohne weiteres
möglich. Zudem werden Sonnenteleskope oft huckepack auf anderen Teleskopen
montiert oder Standard-Teleskope werden zu Sonnenteleskopen umgerüstet. Viele
Standard-Teleskope haben eine dunkle Außenhaut und sich somit besonders
empfindlich gegenüber Wärmeeinwirkung.
Ich
videografiere oftmals den ganzen Tag an der Sonne und mein SolarMAX II ist
huckepack auf einem dunkelblauen Meade ACF OTA montiert. Der 8" OTA wird
wahlweise als Weißlichtteleskop mit Sonnenfolie oder als Kalziumteleskop mit
Sonnenfolie und Filter eingesetzt. Beide werden durch eine LX200-Montierung
bewegt und die ist schwarz. Es ist wirklich bemerkenswert, wie schnell sich
dunkle Körper unter Bestrahlung durch die Sonne aufheizen. Mit der Wärme kommt
auch die Beeinflussung des Seeings und somit der Abbildungsqualität der
Optiken. Wenn an dem SolarMAX II, mit einer Brennweite von 400mm, das Seeing
nur geringe Auswirkungen zeigt, so verschlechtert sich die Abbildungsqualität
bei dem 8" OTA, mit einer Brennweite von 2.000mm, bei zunehmender Temperatur
sehr stark.
Ich habe
mich häufig an solchen Tagen gefragt, wie ich die Teleskope vor der Einstrahlung
schützen könnte. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, alles mit Alufolie
zu umwickeln oder silberfarbig zu lackieren. Eine reflektierende Plane, wie sie
als Abdeckung und Schutz benutzt wird, kommt aufgrund des zu großen Gewichtes
nicht in Frage. Auch darf der Hitzeschild nicht wie ein Segel wirken und an der
Montierung zerren. Eine Lösung fand ich wieder einmal durch reinen Zufall. Bei einer
Recherche im Internet stieß ich auf Rettungsdecken, wie sie in Erste-Hilfe-Einsätzen
benutzt werden. Diese Rettungsdecken haben viele interessante Eigenschaften:
sie sind sehr leicht, sehr großflächig und sie verhindern den Austausch von
Wärme, perfekt für mein Vorhaben. Die Kosten für eine solche
High-Tech-Rettungsdecke liegen bei unter 5,- Euro.
Die Arbeiten an der Rettungsdecke zum Umbau als Hitzeschild sind recht einfach und können von jedermann nachgemacht werden. Zunächst misst man die Tiefe der optischen Geräte, also die Länge des längsten Teleskops. Diese Länge soll ja durch die Rettungsdecke abgedeckt werden. Noch ein wenig Reserve aufschlagen und dann den oberen OTA mit seiner Öffnung auf der Folie der Rettungsdecke markieren. Falls mehrere Teleskope zum Einsatz kommen, mit entsprechendem Abstand die Öffnung des zweiten Teleskops auf der Folie markieren. Ich habe einfach silberfarbenes Panzertape auf die Stellen geklebt, als symmetrisches Kreuz von oben nach unten. Durch das Panzertape lässt sich die Folie hervorragend schneiden und das Tape schützt die Folie vor weiterem Einreißen.
Die fertig
präparierte Rettungsdecke wird einfach über beide Teleskope gestülpt und an der
Rückseite mit einer Wäscheklammer zusammengeklemmt. Somit sind die Teleskope
von vorne und oben gegen die Wärmestrahlung geschützt. Die Rettungsdecke bewegt
sich aufgrund des sehr geringen Gewichts auch bei geringem Wind. Abhilfe vor
allzu unkontrollierten Bewegungen schaffen zwei zusätzliche Wäscheklammern, die
links und rechts an der unteren Kante der Rettungsdecke angebracht werden.
Der
Unterschied ist sofort spürbar! Während einem die Sonne neben dem Teleskop auf
den Pelz brennt, so ist man unter bzw. hinter dem Hitzeschild vor der
Wärmestrahlung gut geschützt. Also weniger negative Einflüsse durch steigende
Luftunruhe. Eine tolle und günstige Möglichkeit, die Beobachtung am Tage zu
verbessern. clear skies.