Bei einem ASW-Treffen im April, wurde ich von einigen Astrofreunden auf meinen umgebauten Polfinder an meiner Losmandy G-11 Montierung angesprochen. Wie schnell und einfach ich meine G-11 fototauglich poljustierte, hatte bei allen Umstehenden Interesse geweckt. Doch so außergewöhnlich ist der Umbau doch gar nicht.
Die Idee hatte ich, als ich wieder einmal in dieser unbequemen Haltung, halb kniend, vor der Montierung hockte, um diese anhand von Polaris, Kochab und 51 Kep auszurichten. Die eigentliche Poljustage, ist ein iterativer Prozess, bei dem im Wechsel der Polfinder und die Montierung, in ihrer Lage verändert werden. Also Polfinder ausrichten, Montierung in Azimut und Elevation ausrichten, wieder Polfinder ausrichten, dann Montierung usw. usw. Da die Hilfssterne 23 UMi und 51 Cep recht lichtschwach sind, ist das, je nach Himmel, beliebig zeitintensiv und somit anstrengend für den Nacken. Teilweise ist aufgrund der herrschenden Himmelseigenschaften, der sehr lichtschwache Hilfsstern 51 Kep mit den bloßen Augen nur schwer oder gar nicht auszumachen. Warum also keine WebCam an dem Polfinder befestigen, um diesen beiden Problemen endgültig aus der Welt zu schaffen?
Das war aber
alles leichter gedacht als getan. Wie fokussiert man eine WebCam an einem
Polfinder? Der Polfinder ist ja für die direkte Beobachtung konzipiert, so dass
die Fokusebene recht dicht an dem Okular des Polfinders liegt. Meine
WebCam-Sammlung half mir hier im ersten Ansatz nicht weiter, alle Typen müssten
dichter als möglich an das Okular gebracht werden. Auch sollte das Bild am
Laptop eine gewisse Größe haben und genügend Details zeigen. Das Rennen machte
dann meine ZW-Optical ASI120MM. Sie verfügt über ein Mini-Weitwinkelobjektiv im
Lieferumfang und mit diesem lässt sich wunderbar ein Auge simulieren. Mit einer
Pappröhre und ein paar Klebestreifen ließ sich das auch gut verproben und aus
der Idee wurde ein Konzept.
Aber wie
befestigt man eine WebCam an einem Polfinder? Im Internet konnte ich ein paar
Ideen zur Befestigung der WebCam finden, aber die waren meines Erachtens alle
nicht stabil genug. Ich nahm Kontakt zu Gerd Neumann jr. auf, er als
Feinmechaniker sollte mir entsprechende Adapter fertigen können. Nach ein paar
kurzen Mails baute mir Gerd insgesamt drei Adapter. Der erste Adapter ist das
Verbindungsstück zwischen der WebCam und dem Polfinder und ermöglicht zudem,
den Abstand der WebCam zu variieren. Der zweite Adapter wird direkt an dem
Polfinder mittels Madenschrauben befestigt und dient als Anschluss für das
Verbindungsstück. Der dritte Adapter wird an der WebCam befestigt und schützt
gleichzeitig die empfindliche Optik. Fertig eingestellt, habe ich so meine
WebCam mit Anschlag am Fokuspunkt und Klemmmöglichkeit am Polfinder.
Jeder der schon einmal eine Poljustage mittels Polfinder durchgeführt hat, wird auf den ersten Blick erkennen, wie deutlich alle drei Hilfssterne zu erkennen sind. So ausgestattet, ist eine sehr präzise Poljustage kein Problem mehr und auch der Nacken bleibt beim Blick auf den Bildschirm entspannt. Wichtig ist nur, dass die WebCam, nach jeder Korrektur der Lage des Polfinders, auf dem Polfinder neu ausgerichtet werden muss. Nur so bleiben die Korrekturrichtungen, wie sie sein sollen, Azimut also links und rechts, Elevation, rauf und runter. Der Mensch dreht seinen Kopf ja auch nicht mit, wenn er den Polfinder dreht. Viel Spaß beim Nachbauen. clear skies.