Lucky Imaging bezeichnet ein Verfahren, dass aus vielen Einzelbildern ein Summenbild errechnet, dessen Informationsgehalt höher ist, als der jedes Einzelbildes. Praktisch bedeutet dies, wenn aus 20 Aufnahmen bei dreien der Pixel 23,49 den Wert 200 hat und bei den restlichen 17 den Wert 13, dann ist 13 wohl richtig. Bei einem anderen Pixel können die vorherigen 17 Aufnahmen nicht zwingend wieder den endgültigen Wert bestimmen, hier kann die Verteilung innerhalb der Aufnahmen gänzlich anders sein.
So wird Pixel für Pixel ermittelt und das Summenbild hat alle Informationen aller Aufnahmen. Viele Tools gehen aber noch weiter über diese Methode hinaus. So werden z.B. Ankerpunkte auf den Aufnahmen markiert und dessen Bewegung von Aufnahme zu Aufnahme verfolgt. Mit den hieraus resultierenden Vektoren kann jede Einzelaufnahme von Seeingeinflüssen befreit oder diese zumindest gemindert werden.
Die genutzten Algorithmen sind sehr speziell und unterscheiden sich von Tool zu Tool, somit hat jedes seine eigenen Stärken und Schwächen. Populäre Tools sind z.B. AVIStack, AutoStakkert oder RegiStax. Ich habe für mich herausgefunden, dass RegiStax in der Version 6 für mich und meine Aufnahmen das Beste Ergebnis bei kürzester Verarbeitungsdauer liefert. Dies liegt mit Sicherheit an den von mir benutzen Kameras, Filtern etc. Sicher aber auch, wie ich aufnehme. RS6 ist ein mächtiges Programm und nicht alle seine Funktionen sind mir klar. Seht die folgenden Angaben also bitte als Walk Through.
Es wurde eine Sequenz von ca. 1.000 Aufnahmen mit einer ALIMG132E aufgenommen: RGB 1280x1024, Astronomik IR-Pro807 Filter, 2ms Belichtung je Aufnahme, uncompressed AVI, RGB24 Codec.
Nach Start von RS6 wurde das .AVI direkt geöffnet:
Die aufgeführten Parameter sind mehr oder weniger meine Defaults. Die
beiden Werte "Distance between" und "Alignmentbox size"
sollten sinnvoll zusammenpassen und die "Number of Alignpoint" der
Leistungsfähigkeit des Rechners entsprechen. Dann nur noch sicherstellen, dass
kein! Frame ausgelassen wird, also "Limit Setup" auf "Best
Frames%" und dann den Wert 100 eingeben.
Warum mache ich das?!? Ich spare mir das mühsame heraussuchen eines guten
Frames als Startframe, denn das optimierte Summenbild aus allen Frames ist
allemal besser als jedes Einzelbild.
Bevor wir nun loslegen noch eine wichtige Sache: je nach Ausrüstung dauert die
Aufnahme der Videosequenz eine gewisse Zeit und wenn dann auch noch eine große
Brennweite im Spiel ist, wird das aufgenommene Motiv während der Aufnahme mehr
oder weniger durch das Bildfeld driften. Das macht generell erst einmal nichts,
aber um dem Driften entgegen zu wirken, wählen wir immer einen Frame aus der
Mitte als Startframe, in diesem Fall ist es Frame 544.
Wir drücken nun "Set Alignpoints"und RS6 verteilt seine Anker über
der gesamten Aufnahme.
Nachdem wir nun die Aufnahmen durch die "Align" Prozedur
geschickt und das Ergebnis mit "Limit" beschnitten haben (in diesem
Fall 100%, also ohne Limit), können wir anhand der Alignpoints den Drift der
Aufnahmen sehen (merkt euch die Länge der grünen Striche!).
Wir stacken jetzt die Aufnahmen und betrachten in Ruhe unser erstes
Referenzbild.
Wenn alles unseren Erwartungen entspricht, also schon jetzt mehr Details als vorher zu sehen sind, machen wir weiter mit "Wavelet" und "Realign_with processed".
Nun haben wir das gerade Errechnete Bild als Referenz und RS6 verteilt die Alignpoints voll automatisch. Es sollten keine weiteren Parameter verändert werden, lediglich das "Limit Setup" veränder wir ein wenig, in diesem Fall auf 50% "Best Frames%".
Weiter geht es dann mit "Align" und "Limit".
Nun sehen wir den resultierenden Drift der Aufnahmen und die grünen Striche sollten idealerweise im Gegensatz zur vorherigen Runde deutlich kürzer geworden sein. Bestenfalls verlaufen sie innerhalb der gelben Kreise.
Nachdem wir nun die Aufnahmen ein weiteres Mal gestacked haben, speichern wir das resultierende Rohbild für die spätere Weiterverarbeitung und gehen dann weiter zu "Wavelet".
Hier wird nun die Schärfung und die Rauschreduktion eingestellt. Zudem können auch noch diverse andere Bildparameter manipuliert werden. Das Wavlet-Filter ist ein eigenes kleines Projekt und ich kann nur empfehlen, sich mit diesem Teil zu beschäftigen!
Die Filtereinstellungen sind neben dem Motiv auch von der benutzten Optik und von der Kamera abhängig. Einfach ausprobieren und jede Filterkonfiguration zum späteren Vergleich speichern.
Für meine Mondaufnahme habe ich mich für "linked Wavelets" entschieden und die einzelnen Wavelets bei 21 gestartet und bei gröber werden Details exponentiell reduziert. Rauschfilter bei allen Wavelets auf 0.20.
Noch ein wenig mehr Kontrast im Histogramm und ein wenig mehr Weißabgleich und siehe da, ein Stück Mond :) clear skies