Die Arbeit mit einem schnellen Newton-Astrographen machen einem das Leben nicht unbedingt einfacher. Ein extremes Öffnungsverhältnis lockt mit kurzen Belichtungszeiten und dennoch bringt dieser Luxus so einige neue Probleme mit sich. In meinem Fall handelt es sich um einen Orion Optics AG10, einen 10" Foto-Newton mit der enormen Blende von f3.8 bei 950mm Brennweite. Ein idealer Galaxienjäger mit hervorragenden optischen Eigenschaften, soviel zur Theorie. In der Praxis handelt es sich um ein Teleskop, was gekonnt bedient werden will. Durch die hohe Lichtstärke des Astrographen ist die Fokusebene sehr schmal und das Fokussieren nur mit Hilfsmitteln machbar. Ein weiteres Problem stell die Kollimation dar. Wenn bei normalen Blenden mit breiteren Fokusebenen die einfache Kollimation mittels Laser genügt, so ist dies bei f3.8 u.U. noch zu unpräzise.
Nach vielem
Recherchieren bin ich im Web auf die Seite von Howie Glatter gestoßen. Howie
gilt als Guru im Bereich Kollimation und bietet eine Vielzahl großartiger Tools
an. Davon abgesehen erklärt er auf seiner Seite aber auch, worum es eigentlich
geht und dies war mir in der Tiefe auch nicht bewusst. Ich habe mir ein paar
seiner Tools geleistet und damit tolle Ergebnisse erzielt. Ich möchte also
anhand der Kollimation meines AG10 und mit Hilfe der Anleitung von Howie Glatter
die Prozedur einmal darstellen. Vielleicht ist es ja auch für euch interessant.
Warum ist die Kollimation mit einem Laser nicht ausreichend?
Die Kollimation mit einem Laser ist einfach und effektiv. Der Laser wird
einfach anstatt eines Okulars in die Okularaufnahme gesteckt. Der erzeugte
Laserstrahl durchläuft die Optik genau entgegengesetzt des einfallenden Lichtes
und man kann so eventuelle Abweichungen oder Fehler in der Kollimation
erkennen. Die Kollimation bezieht sich aber lediglich auf die Mitte der
optischen Achse! Wie die folgenden Abbildungen zeigen, kann die Mitte einer
optischen Achse wohl kollimiert sein obwohl die einzelnen optischen Elemente
dejustiert sind.
In allen drei Fällen ist der Winkel des Stahls am Hauptspiegel exakt bei 90° und der Laser zeigt ein gut kollimiertes Teleskop an. Die Lage der Fokusebene liegt aber nicht bei allen Beispielen parallel zum Fokussierer bzw. zum OTA und somit nicht zwingend bei 90° zum CCD-Chip einer Kamera. Bei lichtschwachen Optiken mag dien nicht so sehr ins Gewicht fallen, bei einer f3.8 Optik schon.
Wie geht man also richtig vor?
Howie sagt:"Die Kollimation eines Newton-Teleskopes wird erreicht, indem man die optische Achse des Okularhalters und die optische Achse des Hauptspiegels auf dem Hilfsspiegel zur Deckung bringt" und "idealerweise ist die optische Achse mit der mechanischen Achse des Teleskopes deckungsgleich".
Schritt 1 - Lage des Fokussierers
Mit Hilfe von Howies holografischem Laser-Grid projiziert man ein symmetrisches Gitter auf der gegenüberliegenden Wand des optischen Tubus. Durch ändern der Lage des Gitters und mit einem Zollstock kann der Fokussierer in seinem Winkel zum OTA justiert werden.
Schritt 2 - Lage des Hilfsspiegels
Mit
demselben Gitter kann nun die Lage des Hilfsspiegels justiert werden. Mein AG10
hat eine feste Spinne ohne Justierschrauben für eine Justage der Mitte. Ich
kann nur die Rotation des Spiegels und die Tiefe verändern. Der Spiegel sollte
so tief im OTA sein, dass er das Gitter mittig reflektiert und solange gedreht
werden, bis keine Verzerrungen des Gitters mehr auftreten.
Schritt 3 - Justage des Hilfsspiegels zum Hauptspiegel
Nun wird mit
den drei Justierschrauben des Hilfsspiegels die Achse des Fokussierers mit der
Achse des Hauptspiegels zur Deckung gebracht. Hierzu schraube ich den
holografischen Laser-Grid-Aufsatz vom Laser und nutze den "self
barlow" Modus. Dieser projiziert einen diffusen Balken aus rotem Licht,
der durch die Justage des Hilfsspiegels auf die Mittenmarkierung des
Hauptspiegels gelenkt wird.
Schritt 4 - Justage des Hauptspiegels
Als finalen
Schritt richten wir jetzt noch den Hauptspiegel mit den drei rückwertigen
Justierschrauben in seiner Achse soweit aus, dass er das einfallende Licht exakt
auf den Mittelpunkt der optischen Achse des Fokussierers reflektiert. Anders
als bei der gängigen Kollimation mittels Laser wird bei der Lösung von Howie
nicht der Laserpunkt als Referenz zur Justage genutzt. Vielmehr erzeugt der
diffuse rote Balken eine Art Lichtkegel und man orientiert sich am Schatten der
Mittenmarkierung des Hauptspiegels. Bei dieser Methode ist die Lage des Lasers
im Fokussierer deutlich weniger von Bedeutung und die Justage wird genauer.
Überprüfen können wir das Ergebnis unserer Kollimation üblicherweise am
unscharfen Stern anhand der konzentrischen Ringe. Ich tue dies in der Regel
aber mit Hilfe einer Bahtinow-Maske an einem hellen Stern und bewege den Stern
mittels Handsteuerung kreuz und quer über die Fläche des CCD-Chips. Wenn alles
passt, hat der Stern an jeder Position die gleiche Fokuslage und ist somit
überall "gleich scharf".
Da ich meinen AG10 mit ins Feld nehme, muss ich nach jedem Ab- und Aufbau die
Kollimation wiederholen. Hierbei kann ich mich aber auf die Justage des Hilfs-
und Hauptspiegels beschränken. Die Lage des Fokussierers und des Hilfsspiegels
sind ausreichend stabil. clear skies.