Wer im Internet oder anderem Informationsmaterial über Astrofotografie stöbert, der stößt früher oder später auf ein Thema: "Dynamic Weight Balance" oder auf deutsch "Dynamische Gewichtsverteilung".
Die Idee dahinter ist einfach: >>halte Dein Teleskop und die Montierung im Gleichgewicht, immer und so gut es geht<<. Das klingt nun einfacher, als es sich umsetzen lässt, aber warum ist das Gleichgewicht denn so wichtig? Ich wage hier mal den Vergleich mit einem Schiffshebewerk: bei einem solchen Hebewerk hat die Wanne, in der das Schiff gehoben wird, zusammen mit dem darin befindlichen Wasser ein Gewicht von sagen wir einmal 4.500t. Diese Wanne hängt via Stahlseile über diverse Umlenkmechanismen an exakt 4.500t schweren Gegengewichten. Um die Wanne nun auf oder ab zu bewegen, benötigt man verschwindend wenig Leistung. Egal was für ein Schiff in die Wanne fährt, es verdrängt immer sein eigenes Gewicht an Wasser und die Wanne behält ein Gewicht von 4.500t - das Gleichgewicht bleibt bestehen. Egal wie groß das Schiff ist oder in welche Richtung es gehoben werden muss, die aufzubringende Leistung ist immer gleich "klein".
Wenn wir diesen Gedanken auf unsere Montierungen übertragen, so wird beim Erreichen des Gleichgewichtes weniger Kraft von den Motoren benötigt und es wirkt weniger Kraft auf den Getrieben. Somit schonen wir die mechanischen Komponenten des Teleskopes. Dies wird umso relevanter, desto mehr unsere Montierung trägt und je mehr diese zusätzlichen Anbauten den Mittelpunkt des Gleichgewichtes unseres OTA noch weiter vom mechanischen Mittelpunt der Montierung entfernen.
Mein Lx-200 hat eine Gabelmontierung in der das DEK-Getriebe im rechten Arm sitzt. Im linken Arm ist lediglich die GPS-Antenne untergebracht. Ich habe hier das Gleichgewicht wieder herstellen können, indem ich einige Angelgewichte in einer Plastiktüte in das Batteriefach des linken Armes untergebracht habe. Dies zusammen mit der Vixen V-System-Platte oben links auf meinem OTA und dem TS-Finder stellt die Symmetrie wieder her. Die An-/Aufbauten oben und hinten sind von dem jeweiligen Beobachtungsobjekt abhängig und können gänzlich unterschiedlich sein. Sie wirken auf andere Achsen und können mit Hilfe des Gegengewichtes unter dem OTA ausgeglichen werden.
Wird das Gegengewicht auf dem OTA noch vorne oder hinten geschoben, so
kompensiert es das Gewicht an der Öffnung des OTA. Dreht man es dichter zum OTA
oder weiter von ihm weg, so kompensiert es das Gewicht auf dem OTA. Für meine
Konfiguration benötige ich drei 1.5kg Ausgleichsgewichte und je nachdem, ob ich
ein Tauschild am OTA habe oder nicht, justiere ich das Gegengewicht
entsprechend.
Ich habe zur Demonstration die Andruckschraube der DEK-Kupplung gänzlich herausgeschraubt und die RA-Kupplung gelöst. Das Gleichgewicht ist in jeder Stellung des OTA hergestellt und der OTA verharrt ist der bestimmten Position.
Das Gleichgewicht des Teleskopes hat auch Auswirkungen auf die Qualität der Nachführung. Im Gleichgewicht kommt es nicht bei Lageänderungen zum Verkanten oder Verwinden des OTA, die Nachführung geschieht gleichmäßig und sauber. Ein Tipp für die Gabelteleskopbenutzer: ein ganz leichtes Übergewicht des linken Gabelarmes sorgt für einen definierten Zustand! Ansonsten könnte beim Durchschreiten des Meridians das Zahnradspiel sichtbar werden. clear skies